Erfassung der Insektenfauna im Naturschutzgebiet "Lange Dammwiesen und Unteres Annatal" bei Strausberg in der Mark Brandenburg



Das Naturschutzgebiet "Lange Dammwiesen und Unteres Annatal" liegt etwa fünf Kilometer südlich von Strausberg im Land Brandenburg (Märkisch-Oderland). Die Langen Dammwiesen sind Teil einer bis zu zwei Kilometer breiten Subglazialrinne, welche in der Weichsel-Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren entstand.

Lange Dammwiesen und Unteres Annatal
Karte des Naturschutzgebietes "Lange Dammwiesen und Unteres Annatal".

Aus der ebenen Wiesenniederung ragen Einzelhügel und dammartige Hügelgruppen heraus. Der Niveauunterschied zwischen der Talaue und den Hochflächen beträgt fünf bis zehn Meter. Die Hochflächen bestehen aus Geschiebesand und Sandern, die Senken sind mit bis zu fünf Meter dicken Torfschichten ausgefüllt. Das Naturschutzgebiet weist zahlreiche Gräben und Tümpel auf. Durch die Strukturierung des Gebietes treten auf engem Raum verschiedene Standortklimata auf. Die trockenen Pleistozänränder sind sehr wärmebegünstigt, während auf den Wiesen das Grundwasser quellig austritt und stellenweise ein Flachmoor vorherrscht. Das Untersuchungsgebiet ist somit durch verschiedene Pflanzengesellschaften charakterisiert. Man findet Waldlagen mit Steppenwald-Vegetation, feuchte Wiesen mit borealen Pflanzenarten, aber auch Pflanzen auf eutrophen Standorten.

Lange Dammwiesen und Unteres Annatal
Naturschutzgebiet "Lange Dammwiesen und Unteres Annatal"

Da aus diesem Naturschutzgebiet nur wenige Erkenntnisse zur vorkommenden Insektenfauna vorlagen, wurden im Zeitraum 1982 - 1988 durch die Fachgruppe Entomologie Berlin unter Leitung von Joachim Schulze entomofaunistische Untersuchungen durchgeführt. Ein weiteres Ziel des Projektes bestand in einer Erweiterung des Schutzgebietes.

Folgende Insektengruppen wurden schwerpunktmäßig untersucht:
  • Coleoptera
  • Lepidoptera
  • Heteroptera
  • Trichoptera
  • Diptera/Chloropidae (Halmfliegen)

Sammeln von Insekten an Totholz
Sammeln von Insekten an Totholz

Als Nachweismethoden kamen zur Anwendung:
  • Streifnetzfänge an krautiger Vegetation
  • Klopfen von Sträuchern und Ästen
  • Käscherfang von Wasserinsekten
  • Käscherfang von fliegenden Insekten
  • Autokäscher
  • Sieben von Bodenstreu, Heu- und Schilfhaufen
  • Treten von Bülten an stehenden Gewässern
  • Schwemmen von Gewässerufern
  • Untersuchungen von tierischen Exkrementen und Aas
  • Untersuchungen von Maulwurfsnestern, Sieben der Nester
  • Sammeln von Insekten unter Rinde und im Totholz
  • Zucht von holzbewohnenden Insekten
  • Lichtfang
  • Suche phytophager Insekten an ihren Standpflanzen
  • Zucht phytophager Insekten aus ihren Fraßpflanzen

Insektennachweis durch Sieben von Heuhaufen
Insektennachweis durch Sieben von Heuhaufen

Im Untersuchungsgebiet wurden 1171 Insektenarten nachgewiesen. Unter den erfassten Coleopteren, Trichopteren und Dipteren befanden sich zahlreiche Erstnachweise für die Mark Brandenburg und für Ostdeutschland.
Die Artnachweise verteilen sich wie folgt:
  • 622 Arten Coleoptera
  • 300 Arten Lepidoptera
  • 120 Arten Heteroptera
  •   34 Arten Trichoptera
  •   80 Arten Diptera (Chloropidae)
  •     7 Arten Saltatoria
  •     8 Arten Hymenoptera

Insektensuche durch Treten von Bülten an Gewässern
Insektensuche durch Treten von Bülten an Gewässern

Die Ergebnisse der entomofaunistischen Erhebungen im Naturschutzgebiet "Lange Dammwiesen und Unteres Annatal" wurden im Novius veröffentlicht.
1990 erfolgte eine Erweiterung des Naturschutzgebietes.



    Literatur:
  1. Novius Nr.   8 (1989), Teil 1, Seite 111 - 158
  2. Novius Nr.   9 (1990), Teil 2, Seite 159 - 206
  3. Novius Nr. 11 (1990), Teil 3, Seite 232 - 235

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