Ergebnisse der Untersuchungen zur Entomofauna im Berliner Teil

des Tegeler Fließtales



Zielstellung

Das Tegeler Fließ entspringt nordöstlich von Berlin im brandenburgischen Landkreis Barnim. Es fließt in südwestlicher Richtung und erreicht bei Schildow die Berliner Grenze. Auf einer Länge von über 14 km fließt es in Berlin durch die Ortsteile Blankenfelde, Lübars, Hermsdorf und Waidmannslust. Schließlich mündet das Fließ im Ortsteil Tegel in den Tegeler See. Das Tegeler Fließ ist ein weitgehend naturnahes, mäandrierendes Fließgewässer. Ausgedehnte Feuchtwiesen, Binsen- und Seggenriede, Schilfröhrichte, Weidengebüsche, Erlenbrüche, Kalkflachmoore, Torfstiche, Kalktuffquellen, aber auch Trocken- und Magerrasen kennzeichnen das Tegeler Fließtal.
Das Tegeler Fließtal in Berlin gehört zu den Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebieten, die gemäß der FFH-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft durch das Land Berlin im April 2004 gemeldet wurden. Der Schutz von extensiv als Grünland genutztem Grasland und Hochstaudenfluren im Bereich der vermoorten Talniederung gehört unter anderem zu den Erhaltungszielen für das Gebiet. Dabei stehen die FFH-Lebensraumtypen Pfeifengraswiesen, feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachland-Mähwiesen, Kalktuffquellen, kalkreiche Niedermoore sowie Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder als Schutzgegenstand im Vordergrund.
Um die Entwicklung der genannten besonders geschützten Lebensraumtypen zu beobachten, deren Zustand und mögliche Biotopveränderungen einzuschätzen, ist die Kenntnis über die vorhandene Fauna und Flora unerlässlich. Als Kriterien für eine Beurteilung dienen insbesondere lebensraumtypische Arten sowie die Arten der Roten Listen von Berlin.

Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet Tegeler Fließtal ist in der Karte (rote Markierung) dargestellt. Hier sind zehn Flächen gekennzeichnet (schwarze Markierung), die aufgrund ihrer FFH-Lebensraumtypen als besonders wertvoll eingestuft werden.



Karte Tegeler Fließtal (Teilflächen)


Fläche 1: NSG Kalktuffgelände, Kartoffelstegwiese am Birnbaumring (Blankenfelde)
Fläche 1: NSG Kalktuffgelände,
Kartoffelstegwiese am Birnbaumring (Blankenfelde)

Fläche 2: NSG Kalktuffgelände, Kalktuffhang (Blankenfelde)
Fläche 2: NSG Kalktuffgelände,
Kalktuffhang (Blankenfelde)

Fläche 3: NSG Kalktuffgelände, Orchideenwiese (Blankenfelde)
Fläche 3: NSG Kalktuffgelände,
Orchideenwiese (Blankenfelde)

Fläche 4: NSG Niedermoorwiesen, Köppchensee mit Altobstanlagen (Blankenfelde)
Fläche 4: NSG Niedermoorwiesen,
Köppchensee mit Altobstanlagen (Blankenfelde)

Fläche 5: Osterquelle (Lübars)
Fläche 5: Osterquelle (Lübars)


Fläche 6: Eichwerder Steg am ehemaligen Großen Hermsdorfer See (Hermsdorf)
Fläche 6: Eichwerder Steg
am ehemaligen Großen Hermsdorfer See (Hermsdorf)

Fläche 7: Solquellweg am ehemaligen Großen Hermsdorfer See (Hermsdorf)
Fläche 7: Solquellweg
am ehemaligen Großen Hermsdorfer See (Hermsdorf)

Fläche 8: Fließtalstraße (Waidmannslust)
Fläche 8: Fließtalstraße (Waidmannslust)


Fläche 9: Egidysteg (Waidmannslust)
Fläche 9: Egidysteg (Waidmannslust)


Fläche 10: Titusweg (Waidmannslust)
Fläche 10: Titusweg (Waidmannslust)


Methodik

Von 2005 bis 2008 wurden die Untersuchungen zur Entomofauna im Berliner Teil des Tegeler Fließtales als gemeinsames Projekt durch Mitglieder der NABU-Fachgruppe Entomologie Berlin durchgeführt. Zur Bearbeitung erfolgten Begehungen des Geländes am Tag und auch während der Nacht. Als Nachweismethoden kamen zum Einsatz: Köder- und Lichtfänge, nächtliches Ableuchten von Strukturen und Futterpflanzen, Raupenaufsammlungen, Bodenfallen, Farbschalen, Kescher, Käfersiebe, Klopfschirme und Ultraschall-Detektor.

Ergebnisse

Auf insgesamt 224 durchgeführten Exkursionen wurden 1532 Insektenarten nachgewiesen, die sich wie folgt verteilen: 373 Großschmetterlings-, 96 Kleinschmetterlings, 731 Käfer-, 311 Wespen- und Bienenarten sowie 21 Heuschreckenarten. Vier Erstnachweise und fünf Wiederfunde sind für Berlin zu verzeichnen. Nach der Roten Liste von Berlin sind davon 199 Arten in ihrer Existenz gefährdet (Kategorien 0, 1, 2, 3, G). Für alle untersuchten Insektenordnungen konnten lebensraumtypische Arten benannt werden.
Die erhobenen Daten bilden eine ausgezeichnete Basis für das Monitoring des Tegeler Fließtales mit dem Ziel, die Entwicklung der FFH-Lebensraumtypen zu beobachten und deren Zustand einzuschätzen.

Literatur

Märkische Entomologische Nachrichten (2011), Sonderheft 6, S. 1 - 130

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