Die Fachgruppe Entomologie Berlin im

NABU Landesverband Berlin






Gründung
Die Fachgruppe Entomologie Berlin wurde am 17. Februar 1957 in Berlin gegründet. Von den acht Gründungsmitgliedern weilt Joachim Schulze, damals der jüngste Mitbegründer, als einzigster heute noch unter uns. Durch seine Leitung von 1967 bis 1992 und sein unermüdliches Engagement war er maßgeblich an der Entwicklung der Fachgruppe beteiligt.
Seit Januar 1991 ist die Fachgruppe Mitglied im NABU Landesverband Berlin.



Fachgruppensitzungen
In den ersten Jahren fanden die Sitzungen einmal im Monat statt. Aufgrund des starken Interesses an einem entomologischen Erfahrungsaustausch und stetig steigender Mitgliederzahl traf sich die Berliner Fachgruppe Entomologie ab 1961 zweimal monatlich. Auch heute findet sich die Fachgruppe immer noch zweimal im Monat zusammen (ausgenommen die Sommermonate Juli und August).
Jede Fachgruppensitzung beinhaltet neben allgemeinen Informationen immer einen Vortrag. Schwerpunktthemen dieser Vorträge sind die Biologie, Lebensweise und Faunistik von bestimmten Insektengruppen, Präparations- und Sammeltechniken, Probleme des Natur- und Artenschutzes, Literatur-Umschau, die Auswertung von gemeinsamen Exkursionen der Fachgruppe sowie Reiseberichte von Mitgliedern und Gästen.



Exkursionen
Von Anfang an spielten im Fachgruppenleben Tagesexkursionen innerhalb Berlins und in die Mark Brandenburg eine wichtige Rolle. Ebenso standen und stehen mehrtägige Sommerexkursionen auf dem Programm. Klassische Exkursionsziele waren zu Pfingsten das Schlaubetal und später die Umgebung von Guttau bei Bautzen, wo die Entomologen in der biologischen Feldstation der Humboldt-Universität Unterkunft fanden, erlebnisreiche Tage verbrachten und gute Sammelerfolge vorweisen konnten. In den letzten Jahren widmeten sich die Entomologen der Fachgruppe verstärkt Zielen in Brandenburg wie zum Beispiel dem Unteren Odertal bei Schwedt, dem Neißegebiet bei Forst und dem ehemaligen Tagebaugebiet bei Lauchhammer.
Die gemeinsamen Exkursionen bieten gerade jüngeren Mitgliedern gute Möglichkeiten, sich Wissen über die Beobachtung und das Sammeln von Insekten anzueignen. Am Ende einer Exkursion wird eine Liste der nachgewiesenen Insektenarten erstellt, welche den örtlichen Naturschutzbehörden als Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt wird.



Faunistik
Hauptschwerpunkt der ehrenamtlichen Fachgruppen-Arbeit sind faunistische Erhebungen vor allem in Berlin und Brandenburg. Die gewonnenen Daten werden in Datenbanken, wie z. B. "InsectIS" erfasst. Dadurch können Angaben zur Entwicklung und Verbreitung von Arten gemacht werden und es lassen sich Aussagen zur Gefährdung einzelner Arten ableiten. Diese Erkenntnisse lassen wiederum Schlüsse für die Beurteilung der Gefährdung und Schutzwürdigkeit von Gebieten zu. Die Daten bilden außerdem eine Grundlage für die Erstellung und Aktualisierung der Entomofauna Germanica sowie von Roten Listen gefährdeter Insekten für Berlin und Brandenburg beziehungsweise Deutschland.



Publikationen
Berliner und Brandenburger Entomologen äußerten immer wieder den Wunsch nach einer Möglichkeit, ihre Beobachtungen und Daten aus der Region zu veröffentlichen.

1978 wurde deshalb durch die Fachgruppe Entomologie Berlin das Mitteilungsblatt "NOVIUS" ins Leben gerufen. Bis 1998 erschienen 24 Hefte und zwei Sonderhefte.

Parallel zum Mitteilungsblatt gab es von 1993 bis 1998 die "Brandenburgischen Entomologischen Nachrichten" mit insgesamt fünf Heften.

Da sich beide Zeitschriften inhaltlich überwiegend mit dem Territorium der Mark Brandenburg beschäftigten, wurden sie 1999 zu den "Märkischen Entomologischen Nachrichten" vereinigt. Mitglieder der Fachgruppe Entomologie Berlin stellen den überwiegenden Teil der Redaktion.

Die Ergebnisse der entomologischen Arbeit vieler Fachgruppenmitglieder fanden Eingang in zahlreichen Veröffentlichungen, die in den aufgeführten regionalen Zeitschriften erschienen, zudem wurde in überregionalen und internationalen Fachzeitschriften publiziert. Einige Mitglieder haben sich auf die Taxonomie und Systematik ausgewählter Insektengruppen spezialisiert und können hier auf international anerkannte Revisionen verweisen.



Entomologentagung
Um den Bedarf an einem entomologischen Erfahrungsaustausch auch in größerem Rahmen gerecht zu werden, veranstaltete die Fachgruppe Entomologie von 1982 an einmal im Jahr den Berliner Entomologentag. Hier trafen sich bis Anfang der 90er Jahre immer weit über 100 Entomologen aus Berlin und Brandenburg. Darüber hinaus konnten auch zahlreiche Gäste aus den angrenzenden Regionen und aus dem Ausland begrüßt werden. Seit 1993 wird diese Veranstaltungsreihe als Märkischer Entomologentag weitergeführt und abwechselnd in Berlin und in verschiedenen Städten Brandenburgs abgehalten. Heute liegt die Teilnehmerzahl bei etwa 80 Entomologen.
1997 erfolgte der Zusammenschluss mit dem Landesfachausschuss (LFA) Entomologie Brandenburg zum LFA Berlin-Brandenburg.



Projekte
Die Fachgruppe Entomologie arbeitet gemeinsam an verschiedenen Projekten. So wurden von 1982 bis 1988 entomofaunistische Untersuchungen im Naturschutzgebiet "Lange Dammwiesen und Unteres Annatal" bei Strausberg durchgeführt, da aus diesem Gebiet kaum Erkenntnisse zur vorkommenden Insektenfauna vorlagen und eine Erweiterung des Schutzgebietes geplant war. Insgesamt wurden durch die Fachgruppe 1171 Insektenarten nachgewiesen. 1990 erfolgte eine Erweiterung des Naturschutzgebietes.

1993 stellten sich die Fachgruppenmitglieder die Aufgabe, Auswirkungen von Biotopveränderungen durch Mahd- und Rodungsarbeiten auf die Zusammensetzung der Schmetterlingsfauna im Gebiet der Krummen Lake in Berlin-Grünau qualitativ sowie semiquantitativ zu untersuchen. Von Anfang 1993 bis Ende 2000 wurde in diesem Gebiet intensiv geforscht. Im Ergebnis konnten 1021 Insektenarten, darunter 441 Groß- und 168 Kleinschmetterlingsarten festgestellt werden. Die Krumme Lake ist seit 2004 Naturschutzgebiet. Die Fachgruppe erhielt für das Projekt 2002 den NABU Natur- und Umweltpreis.

Das dritte Fachgruppenprojekt war die Bearbeitung des Biesenhorster Sandes in den Berliner Stadtteilen Karlshorst und Biesdorf. Auf dieser Bahnbrache mit ihren bemerkenswerten Biotopen und ihrer sehr vielfältigen Pflanzenwelt wurde die vorkommende Insektenfauna untersucht. Von 2001 bis 2004 wurden insgesamt 1703 Insektenarten nachgewiesen, darunter waren 10 Erstnachweise und 11 Wiederfunde für Berlin.

Seit 2005 beschäftigt sich die Fachgruppe mit der Entomofauna im Berliner Teil des Tegeler Fließtales. Die Erfassung der Entomofauna des Fließtales wird mit dem Ziel verfolgt, die Entwicklung von besonders geschützten Lebensraumtypen zu beobachten, um deren Zustand zu erfassen und mögliche Biotopveränderungen einzuschätzen.

Zum Schluss ist noch das Heldbockprojekt zu nennen. Seit 2000 setzt sich die Fachgruppe intensiv für den Schutz und Erhalt des Heldbockkäferbestandes in Berlin ein. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Population im Schlosspark Berlin-Niederschönhausen gelegt. Neben der noch vorhandenen Heldbockkäferpopulation wurden auch andere an Alt- und Totholz gebundenen Käferarten erfasst. Bisher konnten 146 an Holz lebende Arten nachgewiesen werden, darunter der Eremit.



Literatur
Ziska, T.: 50 Jahre Fachgruppe Entomologie Berlin - ein Rückblick,
Märkische Entomologische Nachrichten (2007) Band 9, 121 - 128




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